Ein Tag am Soirn­haus

Der Hüttenwirt ist weg ...

Frühsommer. Es hatte wochenlang nur geregnet. Das lange Wochenende um Himmelfahrt nahte. Und das Wetter versprach Besserung.

Die Bergwanderung zum Soiernhaus auf der Soiernspitze lag schon lange geplant in der Schublade, nun konnte es losgehen, wir brachen am Himmelfahrtstag wie immer am frühen Morgen auf - und viele, viele andere Wanderer taten es uns gleich.

Am frühen Nachmittag erreichten wir das Soiernhaus - die Holzterrasse war schon bestens gefüllt. Die Stimmung war aufgeräumt und freundlich.

Kinder waren da, eine Jugendgruppe. Und auch die 'Dicke Dame', von meinen kindlichen Begleitern scherzhaft so genannt, hatte die Hütte erreicht, eine sehr füllige Dame im besten Alter, die von ihrem sportlichen Sohn in die Berge gescheucht worden war. Sie schnaufte und schwitzte unterwegs an uns vorbei, sie versuchte, ihrem Sohn zu folgen.

Am späteren Nachmittag spürte ich, dass sich eine leichte Unruhe unter den Hüt­ten­gäs­ten ausbreitete, die auch uns ansteckte: Der Hüttenwirt war schon längere Zeit nicht gesehen worden, es gab irgendwie nichts mehr zu beißen und zu trinken.

Kundschafter erkundeten die Lage und bald hieß es, die Frau des Hüttenwirtes sei plötzlich erkrankt, der Wirt hätte sie mit der Materialseilbahn zu Tal gebracht, er selbst sei auf die gleiche Weise nachgefolgt.

Es stellte sich eine ganz besondere Stimmung ein, die Mägen begannen ja schon leicht zu knurren, aber man wusste, die Hüttenwirtin war krank geworden und das Ausmaß der Erkrankung war unbekannt. Was würde werden? Was, wenn es dem Hüttenwirt nicht möglich war, zur Hütte zurückzukehren?

Der Abend brach an - und dann nach 19 Uhr sah ich, wie sich die Seilbahn bewegte, der Hüttenwirt schwebte in der Seilbahn ausgestreckt liegend auf die Hütte zu. Die Anspannung löste sich. Die Hüttenwirtin war im Krankenhaus geblieben, es war aber nichts ernsthaft Bedrohliches.

Es gab dann doch noch Speis' und Trank. Der Abend war wunderbar - eine große Wan­der­famile hatte sich unter einem abend­li­chen Som­mer­him­mel zu­sam­men­ge­fun­den. Bei uns am Tische saß ein junges Paar, das mit den prächtig aufgelegten Kindern scherzte und alberte.

Und die Wanderfamilie brauchte Platz, die Hütte war bis auf den letzten Winkel unterm Dach belegt, Betten gibt es ja sowieso nicht, es war eine Dach­bo­den­landschaft aus vielen Leibern. Neben mir lagen die Kinder und die 'Dicke Dame'. Wir haben uns gut verstanden. Ich glaube, ich habe sogar ganz gut geschlafen.

Am nächsten Tag haben wir wie alle anderen auch die Soirnspitze (naja) umrundet - die 'Dicke Dame' allerdings schnaufte und schwitzte nur noch eine kleine Weile hinter ihrem Sohne her, dann gab sie auf und blieb zurück. Ganz weise, fand ich.

Beim Abstieg zurück zur Hütte büxte mir unser Leihbub zum ersten Male aus; wir rutschten einen langen, recht steilen Geröllhang hinunter auf einen Lat­schen­kie­fer­streifen zu; unten, hinter den Latschenkiefern, sah man die Seen und lockten die Seen - der Junge rannte los durch das Kiefernfeld und hörte nicht. Der befürchtete Abhang tat sich zum Glück nicht auf und wir erreichten alle wohlbehalten das Ufer samt Wasser.



Der Anfang vom Ende

Ein Bus am Kenzenhaus ...

Wir waren über den Klammmspitzgrat zum Kenzenhaus gelaufen. Das Kenzenhaus ist mehr eine Ausflüglerwirtschaft als eine Hütte, so fährt denn auch ein Kleinbus zum nächsten Ort. Kaum hatte unser Wanderbub diese Fahrmöglichkeit spitz gekriegt, war es aus, für ihn war es sonnenklar, er wollte bequem zurückfahren, nicht mehr un­be­quem zu­rück­wan­dern.

Wir sind zwar weiter zum Tegelberg gegangen, aber die Stimmung klarte sich nicht mehr auf, sie blieb düster.

Dies war unsere letzte gemeinsame Bergwanderung als Trio.



Traum und Wirk­lich­keit

Der kleine Ahornboden ...

Einen Traum hatte ich noch: der Kleine Ahorn­bo­den im Karwendel hatte es mir angetan, es muss zauberhaft da sein. Eine Zeitlang fuhr zwar ein Bus zum Großen Ahornboden, der fuhr aber für die Kaffee- und Kuchen-Wanderer erst vor zwölf Uhr los, war daher für meine Zwecke unbrauchbar.

Durch Zufall entdeckte ich in einer Kompaß-Wanderkarte den Hinweis, dass man von Schwaz in Östsrreich loswandern könne. Und Schwaz hat einen Bahnhof! Warum mir diese Möglichkeit nicht früher selbst aufgegangen ist, ist mir ein Rätsel, da war wohl bei mir irgend etwas blockiert. Geplant habe ich die Tour dann doch noch, meine heimliche Leidenschaft - das Planen. Als ich dann bei meinen nun schon jugendlichen Begleitern nachfragte, erhielt ich ein doppeltes und entschiedenes "Nein". Dabei blieb es. Ganz natürlich ...



Sohlen­los

Auch ein Schuh hält nicht ewig ...

Meine Bergwanderschuhe zeigten in der Tat einige kräftige Gebrauchsspuren. Ich hatte hier und da auch etwas Pattex verteilt, um das Eindringen von Nässe zu verhindern. Aber das hätte ich nicht gedacht ...

Ich stand als Alleingänger vor den Achselköpfen und schaute hierhin und schaute dort­hin und hatte plötzlich so ein komisches Gefühl an den Füßen. Ich gucke hin­un­ter, bewege den Fuß. Sapperlot. Die Sohle des rechten Bergwanderschuhs hatte sich auf mehr als die Hälfte vom Schuh gelöst und die Sohle des linken auf mehr als ein Viertel!

Ein Insichgehen ist da angesagt. Klar, ich musste die Tour abbrechen, aber damit war ich ja noch nicht wieder unten. Über Fels ging gar nichts, also den Ziehweg vorbei an der Filzalm-Hütte genommen?

Allerlei Bändsel, Schnüre, hatte ich im Rucksack. Ich schnürte Sohlen und Restschuh zusammen und machte mich 'auf die Socken'.

Der Wirtschaftsweg war steinhart und teilweise steil, sehr steil. Ich konnte nur kleine Schritte machen. Mit diesem Schuhwerk ließ sich den Schritt hinunter nicht richtig abfedern, ich spürte, das geht massiv in die Knie. Und in der Tat!

Als ich an der Isar ankam, war ich schweißgebadet. Ich suchte mir ein geschütztes Plätzchen und tauchte mich ins Isarwasser.

Das Fazit: Vor Wanderungen sollte man auch sein Schuhwerk genauer unter die Lupe nehmen.



Klampfen auf der Hütte

Meine Abschieds­wanderung ...

Ich bin noch einmal allein zur Tutzinger Hütte und auf die Benediktenwand gewandert. Abends gab es drei Abschieds-Weißbiere für mich. Eine kleine, mittelalte Wandersfrau leistete mir Gesellschaft. (Das war neu: Mit Kindern unterwegs zu sein, heißt meist auch, sich den Kindern zu widmen und nicht mittelalte Damen den Hof zu machen.)

Als ich wie hütten­üblich früh im Bette lag, hörte ich da nicht ein ein Klampfen? So spät? Zu spät! Ich forschte nach und landete in der Stube.

Ja, der Hüttenwirt spielte die Klampfe zur Freude der Anwesenden. Die Zeiten ändern sich. Als ich missmutig das späte "Übungsklampfen" beklagte, gab mir der Wirt ein viertes Weißbier aus und ich setzte mich zu der Runde. Ein polteriger Ruhrpottler führte zwar das Wort - aber nett war es doch.

Auf dem Weg nach Kochel traf ich die nette Wandersfrau wieder. Es nieselte aus dem grauen Himmel. Ich bot ihr einen Regenumhang an, sie lehnte ab. Hatte ich doch ein Weißbier zuviel getrunken? Oder war ich zu missmutig gewesen?



Faule Haut

Abschieds­wanderung?

Ja, denn ich habe mich auf mein Tourenrad gesetzt und bin viel geradelt. Genuss­ra­deln, kein Kampf­ra­deln. Fünf Jahre währte die Radlzeit. Meine Lieblingstour ging nach Herrsching und von dort nach Fürstenfeldbruck:

Diese Fahrrad-Tour und eine zwei Varianten für heiße Sommertage können Sie hier studieren, es sind Genuss-Radltoren!

Meine drei Lieblingsradltouren

Fünf Jahre währte die Radlzeit. Dann kaufte ich mir ein GPS-Gerät (Magellan explorist 600), plante und unternahm 'Weite Wanderungen' - nicht nur, aber vor allem im Fünf­seen­land. Und heute: Eben faule Haut!

Solch ein Navigationsgerät hat schon einen großen Spaß- und Mo­ti­va­tions­fak­tor. Das Ausarbeiten und das Feinschleifen einer Tour ist meine Lei­den­schaft.

Am Rande: Das teure GPS-Gerät samt Kartensoftware hatte eine recht kurze Le­bens­dau­er. Unter Windows 7 lässt sich die proprietäre Geräte­schnitt­stelle nicht mehr (rich­tig) an­spre­chen. Und die Firma schreibt doch dazu glatt:

"For your case, please be informed that MapSend software is not compatible with Windows 7 since it was not yet available the time the software was been manufactured. We suggest you to run the software to a PC with a lower version like XP or 2000."

Als Wegwerfprodukt hatte ich das Gerät eigentlich nicht gekauft. Ob das Gar­min bes­ser macht? ( - wahrscheinlich nicht, es ist ein Zug der Zeit, weg werfen zu müssen; Motto: Akku kaput, Gerät kaputt).